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Grundeinkommen und Vertrauen

Wir möchten der Diskussion über das  Grundeinkommen noch einen wichtigen Aspekt hinzufügen.Die Diskussion wird nach unserem Dafürhalten zu stark auf der Makroebene geführt. Der erklärende Ansatz, die Wirkung eines Grundeinkommens im Rahmen  der gesellschaftlichen Zusammenhänge darzustellen, ist wichtig und die Forderung nach politischen  Veränderungen, ist richtig. Die Frage ist jedoch, ob dieser Weg tatsächlich zielführend ist. Es gibt positive  Beispiele für gesellschaftlichen Wandel. Kann man aus den zugrundeliegenden Mechanismen des Wandels  lernen und weitere Wege beschreiten, um das Ziel der Einführung eines bedingungslosen zu erreichen? (Der Plural ist bewusst gewählt, da es sicherlich nicht nur einen Weg gibt.) Unsere Überlegungen führen uns zum eigentlichen Kern der Ablehnung des Grundeinkommens: Misstrauen!

Wenn wir an die Anfänge der ökologischen Bewegung zurückdenken, waren es am Anfang nur einige wenige, die den bewussten Umgang mit der Natur erlebbar machten. Menschen haben sich bewusst für eine andere Lebensweise entschieden. Sie haben ihre Idee in die Realität umgesetzt. Am Anfang nannte man sie Ökos oder Müslis. Betrachtet man sie aus heutiger Sicht, waren sie die Begründer eines heute breiten  gesellschaftlichen Einverständnisses zur Bewahrung der Umwelt, zu Nachhaltigkeit in der Erzeugung von Waren und vor allem zu gesünderer Ernährung. Die Idee war am Anfang klein und ökonomisch gesehen, kam sie aus einer Nische. Jedermann sprach über Umweltbewusstsein, die Überzeugung wuchs, aber nur wenige änderten tatsächlich ihre Lebensweise. Über den Schutz der Umwelt und gesunde Ernährung zu sprechen, war modern geworden. Ökoläden entstanden, ökologisch einwandfreie Lebensmittel wurden auf den Markt gebracht. Es entstanden Keimzellen ökologischen Handelns. Man sprach nicht nur mehr über alternative  Lebensformen, man handelte. Sichten, Sprache und Handeln waren kongruent. Dies waren die besten  Voraussetzungen, um Vertrauen in die handelnden Personen zu entwickeln. Durch das Vertrauen in Menschen wuchs auch das Vertrauen in Methoden und Handlungsweisen der ökologischen Bewegung. Positive Beispiele sprachen sich herum. Und dann passierte das Entscheidende: Es entstand das Bedürfnis, sich ökologisch zu ernähren, zu kleiden oder fortzubewegen, aus dem Bedürfnis entstand eine Nachfrage und mit der Nachfrage ein Markt! Die Keimzellen konkreten Handelns waren der Ursprung. Der entstehende Markt war der Beschleunigungsfaktor für gesellschaftlichen Wandel. Eine gesellschaftliche Diskussion alleine hätte
nichts bewirkt. Paradigmenwechsel müssen also nicht nur die Sprache verändern, sondern auch zum Handeln führen. Erst dann entsteht Vertrauen in Menschen und deren Sache.

Was können wir für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens daraus lernen? Wir denken, sehr viel. Die Keimzelle für ein Grundkommen und gesellschaftlichen Wandel ist längst da. Die Auseinandersetzung über die Einführung des Grundeinkommens führen wir in politischen Debatten. Durch Sprache versuchen wir Menschen von der Einzigartigkeit der Idee zu überzeugen. Wenn wir aber erfolgreich sein wollen, müssen wir auch Handeln. Nun können wir, obschon wir schon viele sind, keinen privaten Fond gründen, der das Grundeinkommen für die Bürger unseres Landes zur Ausschüttung bringt. Also, wo ist der Hebel des Handelns?

Die wirkliche Auseinandersetzung führen wir über das allgemeine Misstrauen gegen “Andere“ und deren Selbstbestimmung. Wir selber haben nur die besten Absichten und handeln entschieden und gewissenhaft bei  Einführung eines Grundeinkommens. Wir verstehen unsere gesellschaftliche Mitverantwortung als  Selbstverpflichtung. Aber, wie ist das bei den „Anderen“?

Wenn man uns Fragen der Umsetzbarkeit und Finanzierbarkeit eines Grundeinkommens entgegenhält, führt man nur die berühmten äußeren Umstände, als Erklärung für eine Ablehnung der Idee, an. Man ist halt Opfer derselben, die Hände sind gebunden und selbst, wenn wir wollten, gibt es aus diesem Grunde Dinge, die wir nicht ändern können“ . Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wer sich auf die äußeren Umstände beruft und sagt, ich kann nicht, der will nicht!

Was aber ist der eigentliche Grund, der immer noch zu einer Ablehnung des bedingungslosen Grundeinkommens führt? Misstrauen! Man sagt uns eigentlich, wir vertrauen euch nicht! Wir trauen euch den Umgang mit einem Grundeinkommen gar nicht zu! Wir misstrauen euren guten Absichten hinsichtlich der Wahrnehmung eurer gesellschaftlichen Verantwortung (Interessant ist dabei, dass dieses Misstrauen von denjenigen geäußert wird, die gesellschaftliche Verantwortung von berufswegen wahrnehmen sollten und denen, laut Umfragen, weniger als 30% unserer Bevölkerung vertrauen).

Das Kernproblem in der Diskussion, über die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens, ist also mangelndes Vertrauen in den Umgang der Menschen mit Freiheitsgraden. Verliehene Freiheit, und nichts anderes ist das Grundeinkommen, verleitet zur Verantwortungslosigkeit. Der Gedanke scheint auf den ersten Blick nachvollziehbar. Wenn Misstrauen in einer Gesellschaft zur Regel wird, wird Vertrauen zur Sünde, sagt Reinhard K. Sprenger. Und es ist gerade unser mütterlicher Staat, der durch unzählige kleinteilige und überflüssige Regelungen bemüht ist, unter dem Deckmantel der Fürsorge, den Menschen ihre Selbstverantwortung und damit die Möglichkeit eines verantwortungsvollen Umgangs mit Freiheit nimmt. Ein Teufelskreis! Was ist aber der Grund für diese Misstrauenskultur? Menschen vertrauen sich selbst nicht mehr, wie sollen sie dann „Anderen“ vertrauen. Menschen empfinden Vertrauen als gefährlich und haben womöglich noch nicht erkannt, welche positiven Wirkungen Vertrauen in sich und andere wirklich auslöst. Wenn
Politiker selbst die Grundlagen für Misstrauen in unserer Gesellschaft legen, ist es an der Zeit, Ihnen die wichtigen Wirkungszusammenhänge vertrauensvollen Umgangs zu erläutern.

Der große Hebel zur Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens ist also wachsendes Vertrauen auf allen Ebenen!

Sind wir in der Lage, ähnlich wie seinerzeit die Ökologiebewegung, einen Markt für Vertrauen schaffen? Ist Vertrauen überhaupt ein wirtschaftlich relevanter Faktor und ist Vertrauen messbar? Wie können wir  Vertrauen konkret erlebbar und nachvollziehbar machen? Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir  uns die augenblickliche Entwicklung der Wirtschaft in unserem Lande näher anschauen. Die Wirtschaft und  ihre  Unternehmen befinden sich inmitten in eines fundamentalen Umbruchs. Globalisierung heißt das gern  zitierte Stichwort. Der produzierende Sektor, insbesondere die Massenproduktion, verliert in unserem Land   zunehmend an Bedeutung. Der Dienstleistungssektor sowie kreative und wissenschaftliche Arbeit sind  absehbar die wesentlichen Triebkräfte unserer Volkswirtschaft. Die Exportnation Deutschland lebt von den  Ideen, die in Produkten stecken und nicht mehr hauptsächlich von deren Produktion. Das bedeutet, kognitive Arbeit gewinnt in Zukunft immer stärker an Bedeutung. Studien des MIT und der Harvard Business School  haben bewiesen: Die besten Ergebnisse kognitiver Arbeit werden nicht durch erfolgsabhängige  Belohnungssysteme erzielt, sondern durch die Gewährung hoher Freiheitsgrade und eine klare  Zielorientierung. Höhere Freiheitsgrade verlangen aber gleichzeitig auch nach weniger Kontrolle und weniger   Kontrolle setzt Vertrauen voraus. Vertrauen wird also zwangsläufig zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Wettbewerbsfaktor, denn nur, wer seinen Mitarbeitern vertraut und ihnen hohe Freiheitsgrade einräumt, wird  überdurchschnittlich gute Ergebnisse erzielen. Ganz praktisch heißt das: Wenn ich als Chef meinen  Mitarbeitern Freiheitsgrade gewähren möchte, muss ich ihnen vertrauen. Schaut man sich die überwiegende  Realität aktuellen Führungshandelns an, bedeutete dies einen radikalen Paradigmenwechsel. Führungskräfte  müssten ihren Führungsstil daraufhin verändern und eine Kultur schaffen, die Freiheitsgrade unterstützt und  Einigkeit darüber erzielt, welche Ziele, wie erreicht werden sollen. An dieser Stelle wird Vertrauen zu einem  messbaren Produktionsfaktor, weil sein Einsatz nachgewiesenermaßen bessere und im Vergleich  überdurchschnittliche Ergebnisse erbringt. Das klassische Belohnungs- und Bestrafungssystem wird  durchbrochen. Unternehmen werden erfolgreicher und für viele Menschen wird nachvollziehbar, wie  Vertrauen wirken kann. Vertrauen wird zum Bedürfnis, zum Bedarf. Vertrauen erhält einen Markt. 

Wenn Politik also etwas lernen sollte, ist es zu vertrauen. Gehen wir davon aus, dass auch politische Arbeit im weitesten Sinne eine kognitive Leistung ist, dann erfordert auch erfolgreiche Politik den Einsatz von Vertrauen und die Abschaffung fürsorglich gedachter, aber belohnend und bestrafend wirkender Regulierungen. Diese bewirken nur das Gegenteil. Wir können mit Freiheitsgraden gut umgehen, mehr noch, wir brauchen Sie, um uns selbstverantwortlich erfolgreich betätigen zu können. Freiheit ist die Grundlage für Interesse an einer und Verantwortung für eine Sache. Freiheit verlangt nach Vertrauen. Wenn Menschen spüren, wie mehr  erfolgreich sie mit Vertrauen, denn mit Misstrauen, sind, entsteht Nachfrage nach Vertrauen. Also: Bieten wir den Menschen unser Vertrauen an und der Markt ist geschaffen.

Unsere These: Wenn kognitive Fähigkeiten der Motor der Wirtschaft sind, dann ist es logisch, alles zu tun, um diesen Motor zu beschleunigen. Wenn Freiheitsgrade dazu notwendig sind, braucht es Vertrauen, um neue Formen der Zusammenarbeit zu gestalten. Wenn Beispiele vertrauensbasierter Zusammenarbeit in  Unternehmen Schule machen, wenn Menschen regelmäßig gute Erfahrungen mit Vertrauen machen, wird die Nachfrage nach Vertrauen größer und Kontrolle weniger.

Aber wie kann man Vertrauen zielgerichtet aufbauen? Vertrauen fängt aber immer bei uns selbst an und zieht immer größere Kreise. Es wirkt von uns aus in Beziehungen, in Organisationen und Gesellschaften. Von daher ist es der einzige zielführende, wenn auch lange Weg! Es gibt keine Alternative! Wollen wir das bedingungslose Grundeinkommen, dann müssen wir lernen zu vertrauen. Erst uns selbst und dann den  „Anderen“.

Wie man Vertrauen aufbaut und welchen Gesetzen und Regeln es folgt, kann man unter
www.arbeiten-im-vertrauen.blogspot.com nachlesen.

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